Hannes Hegen

Hannes Hegen (auch bekannt als Johannes Hegenbarth) war ein deutscher Comicautor, Comiczeichner, Karikaturist, Maler und Zeichner. Mit den Digedags schuf er Mitte der 1950er Jahre die populärsten Comicfiguren in Ostdeutschland und avancierte in der DDR zum bedeutendsten Vertreter der »Neunten Kunst«. Die Serie erschien monatlich von Dezember 1955 bis Juni 1975 in der Comiczeitschrift »MOSAIK von Hannes Hegen«.

Vor seinem Schaffen als Comicautor war Hannes Hegen seit 1950 als Karikaturist für verschiedene Zeitschriften tätig und gehörte zu den wichtigsten Karikaturisten der Nachkriegsjahre in Ostdeutschland.

Als Maler und Zeichner schuf er darüber hinaus ein umfangreiches Werk an freien Blättern sowie Folgen zu verschiedenen Themen und Skizzen auf Papier. In seiner Familie wurde das Zeichnen gefördert, da die Familie Hegenbarth einer Glashandels- und Glasmacherfamilie im Königreich Böhmen angehörte. Für die Glaswaren benötigte man zeichnerische Entwürfe. Das kunsthandwerkliche Verständnis wurde durch die Vorfahren sozusagen mit in die Wiege gelegt. Sein Onkel zweiten Grades, Emanuel Hegenbarth, schlug als Erster eine rein künstlerische Laufbahn ein. Emanuel Hegenbarth war in Dresden als Maler und Professor für Tiermalerei tätig. Sein jüngerer Cousin, Josef Hegenbarth, folgte Emanuel nach Dresden und war als Grafiker und Maler mit Zwischenstation in Prag tätig. Als Illustrator erlangte er vor allem in den 1950er Jahren große Bekanntheit in Ost- und Westdeutschland. Das Josef Hegenbarth Archiv in Dresden bewahrt heute einen großen Teil seines künstlerischen Nachlasses im Wohnhaus von Josef und Hanna Hegenbarth. Die Witwe des Künstlers vererbte es samt Nachlass dem Kupferstich-Kabinett Dresden.

Der Künstlername Hannes Hegen führt auf eine Abmachung mit Josef Hegenbarth zurück. Da bereits in der Familie zwei Künstler mit dem Namen Hegenbarth bekannt waren, Josef und Emanuel Hegenbarth, kam dies Josef entgegen, so dass es nicht zu einer Verwechslung kommen würde.

Biografie

1925
am 16. Mai in Böhmisch-Kamnitz, Tschechoslowakei geboren

1931-1939
Besuch der Volks- und Bürgerschule in Böhmisch-Kamnitz

1939-1942
Staatsschule für Glasveredelung in Steinschönau

1942
Reichshochschule für angewandte Kunst Wien

1942
technischer Zeichner bei den Rotan-Werken (Wien)

1943
Reichsarbeiterdienst

1943-1945
während des Zweiten Weltkriegs Soldat in Frankreich

1945
Vertreibung aus Böhmisch-Kamnitz, Unterkunft in Liebstadt bei Pirna

1946
Übersiedlung in den Südharz nach Netzkater bei Ilfeld, Entwurfszeichner in einer Druckerei in Benneckenstein, Übersiedlung nach Ilmenau

1946/47
Entwurfszeichner in der Firma Hohlglasveredelung Ilmenau

1947
studiert ein Semester an der Kunstgewerbeschule Leipzig

1947-1950/51
Hochschule für Graphik und Buchkunst Leipzig

1950
zieht nach Berlin, Rüdigerstraße 87

1948-1955
Karikaturist für die Zeitschriften Frischer Wind (später Eulenspiegel) und Neue Berliner Illustrierte, es folgen ab 1951 vermehrt Zeichnungen in weiteren Zeitschriften, mehrere Comicstrips für den Frischen Wind (1952/53) und den Eulenspiegel (1954/55)

1953
Beteiligung an der Ausstellung »Junge Grafik« im Pergamonmuseum in Berlin

1954
Beteiligung an der 1. Deutschen Karikaturen-Ausstellung Berlin, zweiter Preis durch die Jury

1955
am 22. Dezember 1955 erscheint sein erstes Comic in der Reihe »MOSAIK von Hannes Hegen«

1956
Kauf des Hauses Waldowallee 15 in Berlin-Karlshorst

1957
In dem Künstlerhaus Waldowallee schafft Hannes Hegen ein Atelier für das neue Mosaikkollektiv. Die Künstler von Autoren, Zeichner, Kolloristen, zeitweise Modellbauer und der Kostümbildnerin Edith Szafranski arbeiten unter der künstlerischen Leitung von Hannes Hegen an dem jetzt monatlich erscheinenden Comic.

1958
Heirat mit der Mitarbeiterin und Kostümbildnerin und Bühnenbildnerin Edith Szafranski

1964-1969
Erscheint die Ritter Runkel Serie, die längste Serie in der Reihe des Mosaik. Die im 13. Jahrhundert – in der Zeit Marco Polos – erzählten Abenteuer führt die Akteure von Deutschland kommend über Venedig, Genua und Dalmatien in den Orient.

1965
erscheinen die ersten drei Bücher aus Mosaik-Heften zur Ritter Runkel Serie

1966
Beteiligung an der Ausstellung »Bertolt Brecht. Malerei, Graphik, Plastik zu seinem Werk.« in der Deutschen Akademie der Künste zu Berlin, neben zahlreichen Künstlern werden auch Werke von Edith Hegenbarth und Josef Hegenbarth gezeigt

1969-1974
erscheint die Amerika Serie in der Reihe des Mosaik, sie spielt in der Zeit des Amerikanischen Bürgerkrieges

1974-1978
erscheint die komplette Amerika Serie der Mosaik-Hefte in Buchform

1975
im Juni 1975 erscheint das letzte Comic von insgesamt 223 erschienenen Heften in der Reihe »Mosaik von Hannes Hegen«

Seit Mitte der 1970er Jahre intensiviert Hannes Hegen das freie Zeichnen in Grafit und Aquarell, Versuche diese als Illustrationen zu publizieren scheitern. Es entstehen Malzyklen, zwei dieser Folgen vom historischen Dresden und dem Spreewald werden als Dia Rollfilm 1982 herausgegeben.

1977
Beteiligung mit freien Zeichnungen an der Ausstellung »Karigrafie ’77« im Ausstellungszentrum am Fernsehturm Berlin

1977-1982
Hannes Hegen und Edith Hegenbarth arbeiten an der Herausgabe von Diarollfilmen der Ritter Runkel Serie, welche zwischen 1977 bis 1982 erscheinen. Dazu setzen sie die Panels und Texte neu zusammen und zeichnen neue Titelvignetten und -zeichnungen für Deckblätter zu den Diarollfilmen

1992-2007
erscheinen alle Mosaik-Hefte als Bücher, Hannes Hegen erarbeitet neue Titelumschläge und Vignetten

1992-2006
erscheinen die 223 Mosaik-Hefte in 19 Reprintmappen als Nachdrucke

1995-1996
erscheinen sechs Mosaik-Hefte der Urzeitserie in großformatigen Alben

1995
Ausstellung »Die Digedags ‒ größte deutsche Comic-Legende« in Potsdam, es werden neben dem Comic auch freie Zeichnungen gezeigt

2008
Am 22. April Auszeichnung mit dem deutschen Comic-Preis »Max-und-Moritz«, zusammen mit Hansrudi Wäscher. Die Jury würdigt die Pionierleistung für den deutschen Comic in Ost und West.
Am 7. Mai verstirbt seine Frau Edith Hegenbarth.

2009
Schenkung eines großen Teiles seines Werkes und seiner Frau als Vorlass an die Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland

2010
im August Verleihung des Bundesverdienstkreuzes »Verdienstkreuz am Bande«,
kleine Foyer-Ausstellung »Auf den Spuren der Digedags. Erste Erkundungen« zum 85. Geburtstag im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig

2012
seit Februar Verschlechterung des Gesundheitszustandes und Umzug in ein Altenheim,
Ausstellung »Dig, Dag, Digedag. DDR-Comic MOSAIK« im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig

2014
Wechselausstellung »Dig, Dag, Digedag. DDR-Comic MOSAIK« in der Kulturbrauerei Berlin

2014/15
Wechselausstellung »Dig, Dag, Digedag. DDR-Comic MOSAIK« im Verkehrsmuseum Dresden

2014
am 8. November verstirbt Hannes Hegen in Berlin